Vorgaben und Standards für Eingriffsräume und ambulante OPs: Chancen und Herausforderungen
Der medizinische Fortschritt und die steigenden Anforderungen an Hygiene, Sicherheit und E»zienz machen es notwendig, die baulichen und funktionellen Standards für Eingriffsräume und ambulante Operationen regelmäßig zu überprüfen.
Ambulante Eingriffe gewinnen zunehmend an Bedeutung, sodass klare Vorgaben nicht nur die Qualität der Patientenversorgung sichern, sondern auch potenzielle Probleme bei Prüfungen vermeiden helfen. Dieser Artikel beleuchtet die neuesten Entwicklungen, erklärt neben der notwendigen OP-Genehmigung durch die Kassenärztliche Vereinigung auch die baulichen und funktionellen Anforderungen und betont, warum eine kontinuierliche Überprüfung unerlässlich ist.
1. Bauliche Anforderungen: Die Grundlage für sichere Eingriffe
Für die Durchführung operativer Eingriffe müssen Eingriffsräume spezifischen baulichen Vorgaben entsprechen. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) definiert folgende Kernanforderungen:
- Raumgröße und Ausstattung: Ein Eingriffsraum sollte mindestens 20 m² groß sein, um eine sichere Bewegungsfreiheit für das Personal, Patienten und Geräte zu gewährleisten.
- Wand- und Bodenbeschaffenheit: Alle Oberflächen müssen wischdesinfizierbar sein, z. B. durch GlasfaserVliestapeten mit Latexanstrich oder Edelstahlplatten an typischen Stoßkanten.
- Raumlufttechnische Anlagen (RLT): Für bestimmte Eingriffe, insbesondere bei offenem Sterilgut, sind RLT-Anlagen nach DIN 1946-4 erforderlich, um Kontaminationen zu vermeiden. Alternativ kann eine Fensterlüftung zulässig sein, wenn sie den Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung entspricht.
- Zugangsregelungen: Eingriffsräume müssen so konzipiert sein, dass Patienten- und Personalwege klar voneinander getrennt sind. Zugänge für unbefugtes Betreten müssen gesichert werden.
2. Operative Eingriffe: Kategorien und Hygienestandards
Die Anforderungen an Eingriffsräume hängen von der Art der Eingriffe ab. Die Bayerische MedHygV teilt ambulante Operationen in drei Kategorien ein:
- Kategorie A: Für größere Operationen wie Laparoskopien, die eine Ausstattung wie in einem KrankenhausOP erfordern.
- Kategorie B: Für kleinere operative Eingriffe, wie z. B. dermatologische Operationen oder Polypentfernungen.
- Kategorie C: Für invasive Eingriffe wie Punktionen oder Wundversorgungen, die auch in einer Arztpraxis durchgeführt werden können.
Die hygienischen Anforderungen reichen von einfacher Händedesinfektion und steriler Instrumentenlagerung bis hin zu komplexen RLT-Systemen bei Eingriffen mit erhöhtem Infektionsrisiko. Entscheidend ist, dass diese Anforderungen konsequent geprüft und eingehalten werden, um im Falle von Audits durch Behörden oder externe Prüfungen keine Probleme zu riskieren.
3. Kontinuierliche Überprüfung: Eine Aufgabe mit hoher Priorität
Ein häufig unterschätzter Aspekt ist die regelmäßige Überprüfung, ob die baulichen und funktionellen Standards noch den aktuellen Vorgaben entsprechen. Besonders in Bereichen wie der Hygiene und Raumlufttechnik können Änderungen in den Vorschriften oder Abnutzung der Infrastruktur zu Abweichungen führen.
Warum sind regelmäßige Überprüfungen so wichtig?
- Vermeidung von Mängeln bei Audits: Prüfungen durch die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) oder andere Behörden können bei Verstößen zu Bußgeldern oder Einschränkungen der Betriebserlaubnis führen.
- Sicherstellung der Patientensicherheit: Hygienemängel können nicht nur rechtliche Konsequenzen haben, sondern auch das Infektionsrisiko für Patienten erhöhen.
- Anpassung an neue Anforderungen: Leitlinien wie die KRINKO-Empfehlungen oder DIN-Normen werden regelmäßig aktualisiert, sodass Einrichtungen flexibel reagieren müssen.
4. Praktische Hinweise für die Umsetzung
Damit Eingriffsräume den Anforderungen entsprechen, sollten medizinische Einrichtungen folgende Schritte umsetzen:
- Bauliche Planung und Dokumentation: Schon vor der Einrichtung eines Eingrisraums sollte eine umfassende Planung erfolgen, die alle aktuellen Anforderungen berücksichtigt. Dabei sind Experten für Krankenhaushygiene und Bauplanung einzubeziehen.
- Regelmäßige Schulungen: Das Personal sollte regelmäßig über die geltenden Hygienevorschrien informiert und geschult werden.
- Audits und interne Prüfungen: Durch regelmäßige interne Kontrollen lassen sich potenzielle Mängel frühzeitig erkennen und beheben.
- Kooperation mit Fachstellen: Eine enge Zusammenarbeit mit hygienischen und baulichen Fachstellen erleichtert die Einhaltung der Normen und sorgt für Klarheit bei der Umsetzung.
5. Ambulantisierung und wirtschaftliche Aspekte
Die steigende Anzahl ambulanter Eingriffe stellt Krankenhäuser und Praxen vor wirtschaftliche und logistische Herausforderungen. Eine Investition in moderne Infrastruktur zahlt sich langfristig aus:
- Optimierung der Abläufe: Klare Strukturen und gut geplante Räumlichkeiten reduzieren Wartezeiten und erhöhen die Patientenzufriedenheit.
- Wettbewerbsvorteil: Einrichtungen, die höchste Standards erfüllen, können sich auf dem Markt besser positionieren und neue Patienten gewinnen.
Fazit: Prävention statt Nachsorge
Die Einhaltung der baulichen und funktionellen Anforderungen für Eingriffsräume ist nicht nur eine gesetzliche P®icht, sondern auch ein Zeichen für Professionalität und Qualität. Kontinuierliche Überprüfungen und eine vorausschauende Planung verhindern Probleme bei Prüfungen und sichern die Patientensicherheit.
Für Ärzte und medizinisches Fachpersonal heißt das: Jetzt aktiv werden, Standards umsetzen und sich auf kommende Herausforderungen vorbereiten. Denn die Qualität der Räume spiegelt letztlich auch die Qualität der Behandlung wider.
Wenn Sie mehr wissen möchten zu diesem wichtigen Thema und Ihre operativen Einrichtungen überprüfen möchten, finden Sie weiterführende Informationen hier:
https://www.lgl.bayern.de/downloads/gesundheit/hygiene/doc/medhygv_liste_operative_taetigkeiten.pdf
https://www.krankenhaushygiene.de/pdfdata/leitlinien/DGKH_LL_Eingriffsräume_HM_4_21.pdf
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